Der wilde Kater

"DER WILDE KATER"

Ein wilder Kater ist auf leisen Sohlen zugelaufen, entschlossen hatte er Großvaters Max Bretterscheune gewählt, ins Besitz genommen.

Die freundliche Scheune hat ihn angesprochen. Der Sockel aus Klinker stand fest.

Unter dem roten Ziegeldach schnäbeln die Tauben, laut gurren.

Seitwärts mietet kleiner Kauz ein bequemes Plätzchen.

Die Scheune klebt am gepflegten Viehstall.

Darin wohnt die Milchkuh Erna, drei Schafe, zwei Ziegen und das Schwein Rudolf.

alter Göpel arbeitet hinter dem Gebäude, ausgeliehenes Zugpferd geht im Kreis.

Großvater hält das Halfter, die Gabeldeichsel ersetzt das Karussell, immer wieder Kinderbeinchen baumeln lustig,

Serafin bunte Kindertrompete bläst.Der Sommerjahrmarkt blüht. Die Hundehütte verwaltet Bruno, ausgelassen vor Freude lachend.

Endlich hat er einen Kumpel gefunden. So eine Bleibe entsprach des Katers Geschmack.

Die Fleischtheke ist reichlich gedeckt, wird unsagbar begehrt.

Sogar das gleichmäßige Quietschen der Hofpumpe findet er schön.

Eine sensationelle Nachricht rennt in Windeseile durch die Katzenwelt, ein riesiger Kater residiert neben an.

Der fesche Kerl spannt eine Bogenbrücke, die Beine gespreizt, vier stämmige Säulchen tragen dem kräftigen Körper.

Das Fell von der Natur bestellt, graumeliert, mit dunklen Striemen bemalt, glänzt wie pomadiert.

Sein Revier durchkämmt, abgemessen, markiert, verteidigt. hält jede Nacht Wache, bis der Morgen zu bummeln anfängt.

Der scharfsinnige Detektiv spitzt die Gehöre, zwei zuverlässige Antennen zum Lauschen bereit gestellt.

Seine Halogenaugen phosphoreszieren in der Nacht, reflektieren, finstere Pfade beleuchten.Ein Feldherr dem man Respekt zollt.

Es fehlt nur die Uniform, die roten Streifen, der Säbel an der Hosennaht.

Das Leben am Hof nimmt rosige Farben an, der Kater lebt sich ein.seine Waffen ordentlich, scharfkantig schleift.

Der alte Strunk dient als Feile. Ein kräftiger Fuß mit gebogenen Krallen bestückt, fährt sie aus, wenn er sie braucht.

In jeder Tatze sitzt ein Spürhund, der Mäusebewegungen notiert.

Wie es so geschieht, sind Großvaters und Katerblick aneinander geraten.

Angeschaut, gemustert, eine Freundschaft wurde besiegelt.

Zwei giftgrüne Kateraugen strahlen, ein schelmisches Flämmchen flackert.

Der schwarze Pupillenstrich verrät heimlich, dass er ein Hauch vom Hokuspokus beherrscht.

Vielleicht thront im Katergestalt eine undurchschaubare Sphinx, die gerne zähe Dickmilch trinkt, vergnüglich schlappt.

Seine breite Schaufelchenzunge schlägt wie eine Buschtrommel.

Unaffällig gesellt er sich in Großmutter Küche, ein gemütliches Eckchen am häuslichen Herd, natürlich neben den Napf, dessen Inhalt er stets kontrolliert.

Seiner Auffassung nach gehört er zu den Arbeitsgenossen.

Er schätzt das Zuhause, achtet alle gefiederten Hofgefährten, sie nie antastet.

Sein rhythmischer Gang ähnelt einen Tanz, ein Schüler der Katzentangoschule.

Die Enkelinnen Anna und Marie nannten ihn Manolo, romantischer Name, der zu ihm passt.

Er kennt jeden Baum auch die Baumhofstammgäste. Neugierig hin und her klettert, überprüft Veränderungen, registriert Neuheiten, springt zwischen ausladenden Kronen von Zweig zu Zweig.

Ein Trapezkünstler, phantastischer Seilakrobat, der oft in der Luft schwebt, gleicht einen Segelflugzeug.

Den Sprung schon vor dem Sprung gesprungen, landet um Haaresbreite genau, katzenhafte Sicherheit bewahrt, fällt immer auf vier Beine.

Rundum fröhlich Bogenbrücken spannt. Schnell leckt die Pfote ab, putzt sein Pelz im Katertakt.

Ein stattlicher Schnurrbart schmückt die Schnute, lange Schnurrhaare nach links, nach rechts stehen aufrecht als wäre er der Konkurrent des Soldaten Schwejk.

Er liebt den Pirschgang, beherrscht alle Katzenjagdkniffe, hebt den Schwanz, kriecht, schleicht, hochkonzentriert, ohne Ablenkung äugt nach der Beute.

Lauert, lautlos schnüffelnd, zieht den Atem ein, hebt die Rute, die Haare nach oben stellt.

Die Seher zu zwei Ritzchen gerichtet stundenlang unbeweglich, fast steif, wie in eine lange schmale Latte verwandelt, geduldig harrt aus.

fast tiegerhafte Energie stoßt er aus, sträubt das Fell gezielt, rasend greift ein, geschickt hartnäckig kämpft. wie ein Dreschflegel peitscht.

Fletscht, faucht, seine Messereckzähne beißen, schneiden, seine bewaffnete Pranken fangen.

Ein Tatzenschlag nagelt zuverlässig, das Zeichen des Sieges schleppt er im Maul.

Der Erfolg macht ihn überglücklich, er miaut stolz.Eigentlich wollte er niemals Stubenkater werden.

Als ob nichts geschehen wäre, stiefelt er brav nach Hause und legt unschuldige Miene auf. Zwei Kontrawesen huschen in seiner Brust.

Eigenartiger Schauspieler kratzt an das Fenster, tritt sanftmutig herein, genießt die Aufmerksamkeit der Großmutter.

Gemeinsam schlendern sie Seite an Seite, der Kater streicht um ihre Beine, macht sich lieb.

In Viehstall, hinter den Melkschemel, postiert geduldig.

Die frische Milch schmeckt ihm ausgezeichnet. Der Naschkater weiß es zu schätzen.

Rührend reibt er den Kopf an den abgearbeiteten Großmutterhänden, beleckt ihre Finger, baut grundsolide Verbindung auf.

Ergebend schnurrt er vor Behagen, ruft bunte Ergebnisse zurück, trotz dem tiefen Schlafwittert unstillbar, seine feine Nase nimmt eine Duftwolke des kochenden Wellfleisches auf. Der leckere Geruch bleibt haften.

Die Spur lotst ihn geradeaus zu Nachbar Karol, der gerade Geburtstagsfest aufwendig feiert.

Die Nachbarschaft hat das Wellfleisch und die Würste gekostet, gelobt. Es war nichts auszusetzen.

EineSitte, die man noch gerne pflegt. Manolo war auch dieser Meinung.

Am nächsten Tag klopfte die Überraschung, stand vor der Tür.

Das Treppenhaus schmückte Semmelwurst, Graupenwurst, Leberwurst.

Einen großen Presskopf durch die Straße gekullert, geschubst, heim gebracht.

Alle wussten beschied, dass Manolo gerne einen Besuch im fremde Speisekammer wagt.

Zum Unglück das Fenster war offen. Der Schuldige wurde auf Anhieb gefunden.

Auch der Hund Bruno erlebte einen Gaumenkitzel. Die Geburtstagfeier wurde gefährdet. Das Vergehen wurde friedlich geregelt, die Wurst bezahlt, danach viel geredet.

Manolo verschleppte fast ein halbes Schwein alleine. Sein Speisezettel wurde unermesslich.

Einige prächtige Spiegelkarpfen hat er aus der Badewanne gefischt und Weihnachten vorzeitig gefeiert.

Waleska konnte es nicht begreifen, wie so ein dicker Kater sich durch so schmale Lüftung durchschieben konnte.

Der Geldbeutel klingelt und klingelt.

Seine Bekanntschaft in Kaninchenstall blieb eine unangenehme Sache.

Alle wussten bescheid, wer hinter den Taten steckt. Natürlich der große Manolo. Sein Ruhm wächst und wächst.

Etliche Keller wurden von unerwünschten Besuchern gesäubert und gefegt, Mäuse und Ratten in Angst versetzt.

Beim vollen Mond wird die Liebe bemiaut, die hübsche Ramona sehnsüchtig gerufen,herzzerreisende Katzenserenaden ertönen.

Sie ist in sein Herz eingedrungen, nur sie, keine andere zählt. Eifersüchtigt vertreibt er stürmisch stramme Galane.

Eine Romanze ist im Gange, lautes Katzengeflüster bricht nächtliche Träume.

Im Gebüsch trällert ein Nachtigal, romantische Liebesstrophen hinaustönen.

Was so ein Kerl alles ausmalen kann.Selbstbestimmt geht er eigenen Weg, die Freiheit gehört zu seinem Leben.

Die Katzengemeinschaft befolgt eigene Regeln, hasst Kommandos.

Die wilde Abenteuerlust lassen sie sich nicht nehmen.

M.K. am 23.08.2008

"KINDERGEDICHTE"