DAS VIERTE TREFFEN MIT DER ROSENKATZE

"Warum bist du weggegangen während das blaue Kaninchen zum Besuch kam?", fragte ich die Rosenkatze.

"Wie wäre es mit einer netten Begrüßung zuerst, bevor du mir alle möglichen Fragen stellst", antwortete sie und lächelte mich sehr freundlich an.

"Wie geht es dir?", fragte ich freundlich mit der Erwartung, endlich mehr über das blaue Kaninchen zu erfahren.

"Sehr gut und wie geht es dir ?", antwortete die Rosenkatze wohl wissend, das ich mehr über das blaue Kaninchen erfahren möchte und schaute mich wie immer verschmitzt an.

Dann lachte sie und zeigte die gelblichen Zähne. Ich musste lachen und es wurde mir sofort klar, dass die Rosenkatze beabsichtig hatte, mich zum Lachen zu bringen.

"Das blaue Kaninchen ist ein Zeichen des Königlichen Hauses", fing sie an zu erzählen. "Wenn ich das blaue Kaninchen sehe, bedeutet das, dass es Neuigkeiten und zwar sehr wichtige Neuigkeiten gibt."

"Welche?", wollte ich sofort erfahren.

"Der König will wieder heiraten", erzählte die Rosenkatze sichtlich erfreut. "Er hat eine wunderschöne, liebevolle Frau gefunden, eine die viel kleiner ist als er. Sie ist so klein, dass er sie immer in der königlichen Manteltasche trägt. So ist er immer mit ihrer Begleitung unterwegs und kann lange Gespräche führen. Sie ist nämlich sehr gebildet. Sie hat Geographie, Vogelchoreografie und Bewahrung studiert."

"Geographie kenne ich, aber Vogelchoreografie und Bewahrung?", fragte ich, "Weswegen studiert man es", wollte ich unbedingt wissen.

"Vogelchoreografie hilft die Vogelrouten zu verstehen und die Vogelzeichen zu deuten", antwortete sie.

"Wozu braucht man so etwas zu wissen?", fragte ich.

"In deiner Welt haben die Menschen vergessen die Vögel zu verstehen, ihre Sprache, ihre Zeichen. Dagegen gehört es in dem Königlichen Haus zu dem wichtigen Teil der Ausbildung. So weiß man schnell ob die Winde wechseln, ob der gewählte Weg sicher ist, ob es Neuigkeiten aus der Vogelwelt gibt", erzählte die Rosenkatze munter weiter.

"Was ist denn Bewahrung ?", fragte ich weiter.

"Bewahrung ist ein Studienfach, dass dir erlaubt deine Haltung, dein Wissen, deine Geheimnisse zu bewahren" erklärte gelassen die Rosenkatze.

"Das verstehe ist nicht" sagte ich.

"Du lernst dich zu konzentrieren auf das Wichtige und Wesentliche in deinem Leben" erzählte die Rosenkatze. "So lernst du, dass die wichtigen Dinge nur in deinem Herzen zu finden sind. Deine Geheimnisse gehören nur Dir und dein Leben kann nur von dir bestimmt werden."

"Ich verstehe", sagte ich. "Es sind Fähigkeiten, die für das Leben wichtig sind."

"Wichtig" wiederholte die Rosenkatze. "Das Wort "wichtig" ist für die Beschreibung nicht geeignet. Es ist einfach lebensnotwendig Bewahrung und seine Grundlagen zu kennen. Das wissen sogar die kleinsten Kleinen. Nur die sehr gebildeten Personen vergessen es manchmal oder diejenigen, die unbedingt bekannt werden wollen. So wie der kluge Dr.Dr.Aparto Vogel. Er wurde Aparto genannt, weil er sehr gut aussah. Seine Federn glänzten in der Sonne und seine rote Mütze war nie zu übersehen. Besonders stolz war er auf seine lilafarbene Beine" erzählte die Rosenkatze. "Er wollte unbedingt, um jeden Preis bekannt werden. So verbrachte er fast jeden Abend vor dem Mikrofon und moderierte Radiosendungen, denn nur so konnte er viele Zuhörer und Bewunderer erreichen. Da er viele Bücher gelesen hatte und sehr gebildet war, konnte er interessante Sendungen moderieren. Leider sprach er sehr gerne über die Wichtigkeit der Federpflege, über die Bedeutung der lilafarbenen Beine bei der Schuhwahl oder über die Sprachqualitäten der ausgebildeten Bewohner des Helixtrabanten. Fast jeder wurde über sein soziales Engagement sowie über seine ausgeprägte Herzensgüte informiert."

"Er mochte sich sehr", bemerkte ich und lachte, denn die Ironie war nicht zu überhören.

Dr.Aparto Vogel

Dr.Dr.Aparto Vogel bei der nächtlichen Radiomoderation

"Ja, das ist Eigenschaft, die viele bei ihm bemerkt haben und so schalteten sie seine Radiosendungen aus. Er sprach immer weiter und wunderte sich, dass der gewünschte Erfolg und seine Bekanntheit nicht gestiegen sind. Sogar manche gute Freunde haben angefangen ihn zu meiden.", erzählte die Rosenkatze heiter.

"Warum wohl?", lachte ich, "wer will ständig etwas über andere hören. Darüber, wie gut sie aussehen, wie gut gebildet oder wie wichtig sie sind."

"Niemand", lachte die Rosenkatze mit mir, "allerdings wollen wir immer die Geheimnisse der anderen kennen und zwar diese, die gut behütet sind, nämlich die wahren Geheimnisse. Das wusste der kleine, grauhaarige Herr Mio Escondido. Sein Beruf war Geheimnisse zu entlocken. Da er ziemlich durschnittlich aussah, nicht besonders groß war, nicht besonders gut gekleidet, wurde er nicht beachtet. Dabei ging er nicht zimperlich vor und verletzte viele Gesetze. Er benutzte Lauschtiere, die er vor die Fenster setzte oder auf die Bäume hängte oder schenkte Blumen mit winzig kleinen roten Lauschinsekten."

"Lauschtiere, Lauschinsekten" lachte ich, "es kling wie im ZOO."

"Diese sind ziemlich gefährlich, weil sie alles genaustens wiederholen" , erklärte die Rosenkatze. "So hat er viele Geheimnisse entlocken können. Er sammelt die Geheimnisse so wie andere Briefmarken oder seltene Meteoriten sammeln."

"Ich denke, dass er zu eurer Konkurrenz gehört", sagte ich.

Die Rosenkatze war erstaunt. "Denkst du, dass ich Lauschinsekten brauche?", fragte sie mich und lächelte mich an. Dann rollte belustig mit den Augen. "Die Geheimnisse, die er erfährt, sind ausgesprochene Geheimnisse. Diese kann jeder erfahren. Inzwischen wissen es viele Helixtrabantbewohner und erzählen, wenn sie einen Verdacht haben, dass sie belauscht werden, unglaubliche Lügengeschichten. Sogar die Lauschinsekten veranstalten Wettbewerbe bei denen die seltsamsten und lustigsten Geschichten, die sie je gelauscht haben, zum Besten gegeben werden", lachte die Rosenkatze erneut.

"Ich muss dir einige von diesen Geschichten erzählen", lachte sie weiter.

Ich musste einfach mitlachen.

"Die Geheimnisse, die Rosenkatzen erfahren, sind die ganz geheimen Geheimnisse, die gut aufbewahrt sind, die niemals erzählt oder ausgesprochen werden, die oft nur in Träumen zu finden sind" erklärte die Rosenkatze sehr ernsthaft.

"Die wahren Geheimnisse gehören nur uns und wir schweigen darüber", fügte sie hinzu und verschwand.

"ROSENKATZE" Kapitel5