DIE ZWEITE BEGEGNUNG ( TEIL2 )

Die Rosenkatze erzählte weiter vergnügt: Herr "T"ist so benannt worden, weil er sehr lang und sehr dürr ist und sehr gro%szlig;e Sonnenhüte trägt. Von weitem sieht er wie Buchstabe T aus. Er trägt meistens eine ockerfarbene Weste und Hose. Man munkelt, dass er nur ockerfarbene Westen und Hosen besitzt. Seine Lieblingshemden sind mit großen Blüten, Blumen oder Karos bedruckt. Seine Uhr hat eine Froschform und quackt ununterbrochen, sogar in der Nacht. Diese Uhr wird von seinen Gedanken angetrieben. Je intensiver er denkt, desto schneller quackt die "Froschuhr", erzählte ohne zu unterbrechen die Rosenkatze.

Hand von Herrn T

Die Hand des Gärtners Herrn T mit doppelten grünen Daumen und der ununterbrochen quackenden Froschuhr.

"Ich kannte auch einen Geschäftsmann", unterbrach ich die Erzählung der Rosenkatze, "der trug immer karierten Anzug und alle dachten, dass er sehr geizig ist und keine neuen Anziehsachen kauft. Später hat uns seine Tochter erklärt, dass er zwanzig identische Anzüge im Schrank aufbewahrt."

Die Rosenkatze jedoch erzählte ohne Unterbrechung weiter.

" Herr "T " mochte die Tante Herzilein überhaupt nicht. Ihre Stimme und ihre Art zu sprechen nervten ihn. Er wurde zwei Tage lang von ihr belästigt bis sie ihre Rose gefunden hatte. So beschloss er ihr eine Lehre zu erteilen und schickte eine Rose von der er sicher wusste, dass sie einen Gesanglehrer benötigen wird. Was er nicht ahnen konnte, war, dass Tante Wilhelmine eine lange Reise unternehmen beabsichtigte. Sie wollte unbedingt ihre Nichte, die ein Kind erwartete, besuchen. Sie hat sie schon lange nicht gesehen und ihre Nichte war gar nicht böse darüber", lästerte vergnügt die Rosenkatze. "Denn Besuch von Tante Herzilein, bedeutete, dass sie das ganze Haus putzen und alle privaten und vertraulichen Informationen, Dokumente und Gegenstände sicher vor ihr und ihren Fragen aufbewahren musste."

"Der Gärtner, Herr "T " schickte die gewählte Singrose mit der genauen Anweisung, dass diese in der nächsten Vollmondnacht gepflanzt werden muss. Wenn es später sein sollte, muss man bis zum nächsten Vollmond mit dem Einpflanzen warten. Tante Herzilein wollte nicht mehr warten und so beschloss sie die Singrose, obwohl der Vollmond am Abnehmen war, zu pflanzen. Das tat sie auch. Sie war immer eigensinnig. Nach zwei Tagen spürte sie seltsame Vibrationen im Keller und später im ganzen Haus. Sie dachte zuerst, dass die Bauarbeiten an den Platanenbaumhäuser der Tangogesellschaft ihre Ruhe störten. Sie beschwerte sich sogar bei der Bauleitung. Es half leider nichts. Das Vibriren wurde immer stärker, dazu gesellte sich ein störendes Pfeifen und später sogar Brummen. Morgens um sieben Uhr ereignete sich sogar ein kleines Erdbeben. Eigentlich wäre es unproblematisch, wenn sie sofort nach den Ereignissen den Herrn T angerufen hätte. Leider war sie mit dem Packen beschäftigt, machte ihre letzten Einkäufe und ist weggefahren. Als sie nach zwei Wochen zurück kam, glaubte sie ihren Augen nicht. Ihr geliebtes Haus war fast eine Ruine geworden, Garten verwahrlost, die Blumen vertrocknet und die Singrose lag vom Singen erschöpft.", erzählte die Rosenkatze.

"Was ist passiert ?" fragte ich, "sie hatte doch eine Haushälterin?".

"Die Haushälterin hatte Angst, die Geräusche und Vibrationen wurden immer stärker. Sie ist zu ihrer Familie gefahren, denn ereigneten sich mehrere kleine Erdbeben. Die Singrose hat immer lauter gesungen und Tante Herzilein war nirgends zu erreichen" erzählte die Rosenkatze.

"Was ist mit den weißen Katzen passiert?" , fragte ich, "wer fütterte eigentlich diese unglaubliche Katzenmenge?"

"Tante Herzilein wußte schon immer die Technik sinnvoll zu nutzen" entgegnete die Rosenkatze. "So müssten die Katzen um ihre Mahlzeit zu bekommen immer in ein Tretrad springen. Sie haben so Energie für einen Back- und Verteilautomaten produziert. Jeden Tag musste eine andere Katze in das Tretrad springen und ihre Runden drehen."

"Wie schlau.", dachte ich.

"Eigentlich" fügte die Rosenkatze hinzu und lächelte mich wieder an, "die weißen Katzen lieben Mandelkuchen mit Orangenmarmelade, die frisch zubereitet sind. Gerne trinken sie dazu Morgentau-Tee."

"Warum auch nicht ?" , antwortete ich. "ich hätte gerne selbst sie probiert."

"Katzenfutter ?", fragte mich erstaunt die Rosenkatze.

"Du sagtest doch, es ist ein Mandelkuchen mit Orangenmarmlade", versuchte ich zu erklären.

"Du glaubst doch nicht, dass der Mandelkuchen aus Mandeln besteht" lachte die Katze wieder. "Die Form ist zwar dem Mandelkuchen ähnlich, aber ansonsten sind es einfach gemahlene Rübokäfer, Mungo- und Limogras."

"Woher weißt du es?" fragte ich.

"Ich bin eine Rosenkatze", antwortete sie und kam auf mich zu. "Ich möchte etwas köstliches trinken", sagte sie und schaute mich an.

"Was kann ich dir anbieten?", fragte ich höfflich.

"Rosentee, wie immer.", sagte die Rosenkatze. "Ich trinke nur Rosentee. Ich liebe Zimtrosentee oder Orangerosentee. Bitte diesen 10 Minuten ziehen lassen. Dazu nehme ich gerne Rosensüße, so zwei Tropfen.",erzählte sie.

"Rosentee kann ich dir gerne zubereiten" , sagte ich, allerdings habe ich den üblichen Rosentee und leider keine Rosensüße.

Die benutze ich gar nicht. Heute kann ich dir Zucker, braunen Zucker oder..."

Hier unterbrach mich die Rosenkatze. "Weißt du es nicht, dass es schlecht für die Zähne ist ?" fragte sie erstaunt.

"Ja" , bestätigte ich kleinlaut.

"Gut, dann nehme ich ausnahmsweise ein paar Tropfen Rosenhonig", meinte sie und wartete.

"Ich kann dir wunderbaren Lindenhonig anbieten", sagte ich.

"Wie kannst du ohne Zimtrosentee, ohne Rosensüße leben und dabei glücklich sein?" fragte Sie erstaunt.

"Ich kenne es einfach nicht und was man nicht kennt vermisst man auch nicht", antwortete ich altklug.

"Bist du sicher, dass es so ist?", philosophierte die Rosenkatze. Dabei wechselte sie ständig ihre Augenfarbe. "Manchmal vermissen wir Sachen, die wir gar nicht kennen", fügte sie weise hinzu.

Bevor ich antworten konnte, verschwand sie.

"ROSENKATZE" Kapitel 3